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Geschichte
Geschichte

Verbreitet und aufrichtig empfunden ist in der Republik San Marino die Verehrung für den Heiligen, dem die sagenhafte Gründung der Republik zugeschrieben wird. Der Legende nach war Marino ein erfahrener Steinmetz, der von der heimatlichen Insel Rab in Dalmatien hierher kam und auf dem Monte Titano eine kleine Gemeinschaft von unter Kaiser Diokletian wegen ihres Glaubens verfolgten Christen gründete. Sicher erwiesen ist, daß die Gegend schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war, doch erst seit dem Mittelalter ist die Existenz eines Klosters, einer Pfarrkirche und einer Burg belegt. Diese Elemente bestätigen ohne jeden Zweifel, daß auf der Spitze der Monte Titano ein geordnetes Gemeinwesen existierte.

Während die Autorität des Kaisers abnahm, die des Papsttums sich jedoch noch nicht gefestigt hatte, überwog auch hier wie in anderen italienischen Städten der Wille der Bürger, sich eine eigene Regierung zu geben, und so entstand eine Stadtrepublik - die Kommune. Andere italienische Städte widmeten ihre Freiheit oftmals einem Heiligen; die kleine Gemeinschaft auf dem Monte Titano dagegen gedachte der legendären Figur jenes Steinmetzen Marino und nannte sich zuerst Terra di San Marino - Land des heiligen Marino - dann Comune di San Marino und schließlich Republik San Marino.

Dies war der Ursprung eines Gemeinwesens, das seine Regierung dem Arengo, einer Versammlung von Familienoberhäuptern unter dem Vorsitz eines sogenannten Rektors, übertrug. Dieser auf den Erhalt von Frieden und Eintracht bedachten Versammlung ist die Entstehung der ersten Gesetze, der an demokratischen Prinzipien ausgerichteten Statuten zu verdanken. Als die Bevölkerung weiter zunahm, trat neben die Figur des Rektors die des Capitano Difensore, der dessen exekutive Verantwortung teilte.



Doch erst 1243 wurden die ersten beiden Konsuln bzw. Capitani Reggenti bestellt, die sich seither ohne Unterbrechungen alle sechs Monate an der Macht abgewechselt haben und bis heute die Solidität und Funktionsfähigkeit der Institutionen und besonders dieser Regierungsform unter Beweis stellen.

Es war der Weisheit der alten Stadtrepublik zu verdanken, daß San Marino gefährliche Situationen erfolgreich zu meistern und seine Selbständigkeit zu festigen verstand.
Seine Geschichte war schwierig und verwickelt, und die Ergebnisse zuweilen unsicher, doch die Liebe zur Freiheit trug schließlich dazu bei, daß die wertvolle Autonomie der Kommune erhalten blieb.

Bedeutsam waren in dieser Hinsicht die Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Montefeltro, welche die Zahlung eines Tributs verlangten; die Sanmarinesen behielten jedoch schließlich die Oberhand und errangen ihre politische und administrative Unabhängigkeit. Sie waren dabei durchaus nicht untätig, sondern verteidigten die Mauern ihrer Stadt mit ihren legendären Armbrüsten und nahmen an der Seite der Grafen und Herzöge von Montefeltro aus Urbino, Parteigängern der italienischen Ghibellinen, an zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen teil.



Das Gebiet von San Marino erstreckte sich im Mittelalter nur knapp um den Monte Titano, bis seine Bürger sich 1463 am Bündnis gegen Sigismondo Pandolfo Malatesta, den Herrn von Rimini, beteiligten. Der Kriegszug verlief glücklich, und als Dank für seine Unterstützung überließ Papst Pius II. Piccolomini San Marino die Orte Fiorentino, Montegiardino und Serravalle; Faetano gliederte sich freiwillig in das Staatsgebiet von San Marino ein. Seit 1463 ist das Hoheitsgebiet des Staates unverändert geblieben.

Zweimal wurde die Republik militärisch besetzt - allerdings nur für wenige Monate: im Jahre 1503 von Cesare Borgia, genannt Valentino, und 1739 von Kardinal Giulio Alberoni. Von der Herrschaft des Borgia befreite sie dessen Tod; die Rettung vor dem Regiment Kardinal Alberonis dagegen gelang, indem sie sich ihm mit bürgerlichem Ungehorsam widersetzte und heimlich Botschaften an den Papst schickte, um von letzterem Gerechtigkeit zu erlangen. Er erkannte das gute Recht San Marinos an und gab ihm die Unabhängigkeit zurück.

Napoleon bot der Republik 1797 neben Geschenken und Sympathiebezeigungen auch die Erweiterung ihres Territoriums an. Die Sanmarinesen wußten die Ehre eines solchen Entgegenkommens zu schätzen, lehnten aber mit instinktiver Klugheit die Ausdehnung des Staatsgebietes ab und erklärten sich als "zufrieden mit dem Ihren".
Abraham Lincoln bezeugte San Marino 1861 seine Sympathie und Freundschaft, indem er an die regierenden Staatsoberhäupter u. a. folgende Worte schrieb: "Euer Hoheitsgebiet ist klein, doch nicht desto trotz ist Euer Staat einer der geehrtesten in der gesamten Geschichte...".



San Marino rühmte sich zu allen Zeiten einer Tradition außerordentlicher Gastfreundschaft. In diesem Land der Freiheit wurde von Unglück und Tyrannei Verfolgten ohne Ansehen von deren Lebensumständen und Gesinnung niemals Asyl und Hilfe verweigert. Beispielhaft für viele sollen hier nur zwei Namen genannt werden: Giuseppe Garibaldi, der tapfere Kämpfer für die Freiheit Italiens, von drei Heeren umzingelt, fand nach dem Zusammenbruch der Römischen Republik 1849 zusammen mit seinen überlebenden Kameraden Aufnahme und unverhoffte Rettung in San Marino. Während des letzten Weltkrieges zählte man in San Marino ungefähr 100.000 Flüchtlinge.

Noch heute ist die unabhängige, demokratische und neutrale Republik San Marino ihren alten Traditionen treu, steht gleichzeitig aber voller Interesse den Neuerungen und Fortschritten der Gegenwart offen.


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